Gen des Monats November: CHD4
Das CHD4-Gen gehört zur CHD-Genfamilie und kodiert für das Chromodomain-Helicase-DNA-Binding-Protein 4 (CHD4), ein Chromatin-remodulierendes Protein, welches an der epigenetischen Regulation von Genaktivität (Transkription), DNA-Reparatur und Kontrolle der Zellteilung beteiligt ist. CHD4 stellt eine wichtige Kernkomponente des sog. NuRD dar und kann zum Beispiel mit CHD3 interagieren.
In der Oktober-Ausgabe des American Journal of Human Genetics berichtet nun eine internationale Forschergruppe um Prof. Maximilian Muenke erstmalig über eine ursächliche Verbindung von Mutationen in CHD4 mit einer spezifischen, angeborenen Erkrankung. Mittels Trio-Exomsequenzierung konnten bei 5 Patienten Neumutationen in CHD4 identifiziert werden. Klinisch zeigten die Patienten ein wiedererkennbares Krankheitsbild, gekennzeichnet durch u. a. besondere Gesichtsauffälligkeiten, Makrozephalie, angeborene Schwerhörigkeit, Entwicklungsverzögerung, geistige Behinderung und in einigen Fällen angeborene Herzfehler. Da es sich bei allen gefundenen Mutationen um sog. Missense-Mutationen handelt, vermuten die Autoren einen spezifischen funktionellen Effekt dieser Mutationen auf den NuRD-Komplex.
Interessanterweise beschreiben Matthew Hurles & Mitarbeiter in der September-Ausgabe von Nature Genetics eine große Studie über die molekularen Ursachen isolierter und syndromaler Herzfehlbildungen. Sie fanden ursächliche Mutationen in verschiedene Genen, u. a. auch krankheitsassoziierte Neumutationen in CHD4 bei Patienten mit syndromalen Herzfehlbildungen.
Weiss K, Terhal PA,…, Muenke M. De Novo Mutations in CHD4, an ATP-Dependent Chromatin Remodeler Gene, Cause an Intellectual Disability Syndrome with Distinctive Dysmorphisms. Am J Hum Genet. 2016 Oct 6;99(4):934-941.
Sifrim A, Hitz MP,…, Deciphering Developmental Disorders Study, Hurles ME. Distinct genetic architectures for syndromic and nonsyndromic congenital heart defects identified by exome sequencing. Nat Genet. 2016 Sep;48(9):1060-5.