Gen des Monats April: POLR1A
Heterozygote Varianten des POLR1A-Gens, die zu einer eingeschränkten Proteinfunktion führen, verursachen ein variableres Krankheitsbild als bislang bekannt. Eine im American Journal of Human Genetics publizierte Studie berichtet über eine Kohorte von 17 Patient*innen mit heterozygoten pathogenen POLR1A-Varianten, die zusätzlich zu Fehlbildungen von Gesicht, Schädel und Gliedmaßen auch neurologische Entwicklungsstörungen und strukturelle Herzfehler aufwiesen.
In Zell- und Tiermodell-Experimenten untersuchten die Wissenschaftler*innen, wie spezifische funktionelle Effekte einzelner Varianten für Unterschiede im Krankheitsbild sorgen können. Das von POLR1A kodierte Protein bildet die größte Untereinheit der RNA-Polymerase I, die für die Herstellung von ribosomaler RNA (rRNA) zuständig ist. Als Grundbaustein der Ribosomen ist rRNA maßgeblich an der Proteinbiosynthese beteiligt und somit wesentlich für Zellwachstum und -funktion. Die Wissenschaftler*innen konnten für einzelne POLR1A-Varianten unterschiedliche Auswirkungen auf die rRNA-Transkription und die Morphologie des Nukleolus feststellen. In Untersuchungen an Mäusen wiesen sie nach, dass das Protein für die korrekte embryonale Entwicklung, auch des Herzens und des Gehirns, wesentlich ist.
Smallwood K, Watt KEN, Ide S, … Weaver KN. POLR1A variants underlie phenotypic heterogeneity in craniofacial, neural, and cardiac anomalies. Am J Hum Genet. 2023 Apr 14:S0002-9297(23)00098-8. doi: 10.1016/j.ajhg.2023.03.014. Epub ahead of print.