Gen des Monats Januar: OSM
Neue Hinweise darauf, welche essenzielle Rolle das Protein Onkostatin M (OSM) in der Blutbildung beim Menschen spielt, liefert eine im Journal of Clinical Investigation publizierte Studie. Dabei untersuchten Wissenschaftler*innen drei betroffene Personen einer konsanguinen Familie, die eine Form von Knochenmarkversagen mit einer ausgeprägten Anämie und einer Verminderung von Thrombozyten und neutrophilen Granulozyten aufwiesen, und identifizierten bei ihnen eine ursächliche homozygote Variante im OSM-Gen, die zu einem Verlust des kodierten Proteins führt.
OSM ist ein Zytokin aus der Interleukin-6-Familie, das in aktivierten Leukozyten produziert wird. Es bindet an die Rezeptoren LIFR und OSMR und bildet außerdem gemeinsam mit IL31RA den Interleukin-31-Rezeptorkomplex und interagiert so in komplexer Weise in vielfältigen Prozessen wie der Blutbildung, Entzündungsreaktionen, der Entwicklung des Nervensystems und dem Wachstum von Krebszelllinien. Jedoch ist bislang unklar, welche genauen Auswirkungen ein OSM-Mangel beim Menschen hat. Heterozygote Loss-of-Function-Mutationen im OSMR-Gen, das für den Rezeptor OSMR-beta kodiert, verursachen eine autosomal-dominante, chronische Hauterkrankung (familiäre primäre lokalisierte kutane Amyloidose).
Die Wissenschaftler*innen stellten in ihren Experimenten fest, dass hämatopoetische Stamm- und Vorläuferzellen mit OSM-Defizienz in Zellexperimenten normal zu Erythroblasten und Megakaryozyten differenzierten. Sie vermuten, dass der Funktionsverlust von OSM im menschlichen Körper über eine veränderte Mikroumgebung des Knochenmarks die Bildung von Erythrozyten, Blutplättchen und Neutrophilen beeinträchtigt.
Garrigue A, Kermasson L, Susini S, …, Revy P. Human Oncostatin M deficiency underlies an inherited severe bone marrow failure syndrome. J Clin Invest. 2025 Jan 23:e180981. doi: 10.1172/JCI180981. Epub ahead of print.