Gen des Monats Juli: BAP1
Mittels der Methode des Saturation Genome Editing (SGE) haben Forschende die funktionelle Relevanz von 99 % aller möglichen Einzelnukleotidvarianten in der kodierenden Sequenz des BAP1-Gens ermittelt. Bei dem Verfahren des SGE werden unter Verwendung von CRISPR/Cas-Genomeditierung Zellen hergestellt, die jeweils eine aller theoretisch möglichen Varianten eines bestimmten Gens tragen. Anschließend werden die Zellen auf ihre Funktionsfähigkeit getestet und für jede Variante des untersuchten Gens wird ein funktioneller Score ermittelt, der helfen soll, Varianten besser auf ihre Krankheitsassoziation einschätzen zu können.
Das Tumorsuppressorgen BAP1 kodiert für das BRCA1-assoziierte Protein 1, eine Deubiquitinase, die an der Steuerung wichtiger Prozesse beteiligt ist, wie z.B. der Zellproliferation und -differenzierung, Transkription sowie DNA-Reparatur. Somatische Mutationen des BAP1-Gens sind bei verschiedenen, sehr aggressiven Krebsarten beschrieben. Keimzellmutationen in BAP1 verursachen ein erbliches Tumorprädispositionssyndrom, wurden interessanterweise aber auch mit einer neurologischen Entwicklungsstörung in Verbindung gebracht.
Die Wissenschaftler*innen der in Nature Genetics veröffentlichten Studie stellten in anschließenden Assoziationsstudien mittels Daten u.a. der UK Biobank fest, dass von ihnen ermittelte funktionsbeeinträchtigende BAP1-Varianten signifikant mit einer Krebsdiagnose und unabhängig davon mit erhöhten Spiegeln des Wachstumshormons IGF-1 im Blut assoziiert waren. Dies könnte einen Hinweis auf einen möglichen Pathomechanismus und einen zukünftigen Ansatz zur Behandlung von BAP1-assoziierten Erkrankungen liefern.
Waters AJ, Brendler-Spaeth T, Smith D, …, Adams DJ. Saturation genome editing of BAP1 functionally classifies somatic and germline variants. Nat Genet. 2024 Jul;56(7):1434-1445. doi: 10.1038/s41588-024-01799-3. Epub 2024 Jul 5.