Gen des Monats Juni: MAGOH
Durch genetische und funktionelle Abhängigkeiten können Krebszellen häufig den Funktionsverlust eines Gens durch die Funktion eines anderen Gens kompensieren, um zu überleben. Mittels genomweiter Analysen und der Anwendung der CRISPR-Technologie hat eine Gruppe amerikanischer Wissenschaftler nun Hunderte von Krebszelllinien untersucht und herausgefunden, dass eine solche genetische Abhängigkeit auch zwischen den beiden paralogen Genen MAGOH und MAGOHB besteht. MAGOH und MAGOHB sind funktionell redundant und kodieren beide für wesentliche Elemente des Exon-Junction-Komplex, einen Multiproteinkomplex, der beim Spleißen auf mRNA gesetzt wird und verschiedene nachfolgende Prozesse beeinflusst, wie den Transport, die Stabilität und den Abbau von mRNA. Das MAGOH-Gen ist häufig im Zuge eines Verlusts von genetischem Material des kurzen Arms des Chromosoms 1 deletiert. Die Wissenschaftler gingen mit ihren Untersuchungen der Frage nach, ob Krebszellen, bei denen das MAGOH-Gen verringert ist, durch die Hemmung von MAGOHB und die daraus resultierende funktionelle Störung des Spleißens und der Kontrolle von RNA in ihrer Lebensfähigkeit beeinträchtigt werden können. Ihre Ergebnisse legen nahe, dass bei einer bestimmten, genetisch definierten Auswahl an Krebserkrankungen die Krebszellen auf einen Funktionsverlust von MAGOH und MAGOHB empfindlich reagieren. Dies könnte einen Ansatzpunkt für die Entwicklung zielgerichteter therapeutischer Strategien bei Tumoren mit Chromosom-1p-Deletion darstellen.
Die Ergebnisse dieser Studie wurden in Nature Genetics veröffentlicht.
Viswanathan SR, Nogueira MF, Buss CG, […] Meyerson M. Genome-scale analysis identifies paralog lethality as a vulnerability of chromosome 1p loss in cancer. Nat Genet. 2018 Jun 28. doi: 10.1038/s41588-018-0155-3. [Epub ahead of print]