Gen des Monats Mai: YY1
Das YY1-Gen kodiert für das yin and yang 1-Protein, einen bekannten Zinkfinger-Transkriptionsfaktor, dessen Name auf seine duale Funktion verweist: Es besitzt sowohl aktivierenden als auch hemmenden Einfluss auf die Transkription von Genen. YY1 reguliert eine Vielzahl verschiedener Gene, darunter solche, die für die normale Entwicklung und auch in der Entstehung verschiedener Tumorerkrankungen eine Rolle spielen.
Nun haben Wissenschaftler aus Nijmegen Veränderungen des YY1-Gens als Ursache eines neuen Syndroms mit geistiger Behinderung, Verhaltensauffälligkeiten, intrauteriner Wachstumsverzögerung, Fütterungsschwierigkeiten und verschiedenen Fehlbildungen identifiziert. Bei 23 Patienten mit überlappendem klinischen Phänotyp fanden sie Neumutationen (sog. de novo Mutationen) im YY1-Gen. In weiteren Untersuchungen auf molekularer Ebene, etwa durch Immunpräzipitation von YY1-gebundenem Chromatin, konnten sie zeigen, dass sowohl die Mutationen als auch die Deletionen eine Haploinsuffizienz des Proteins herbeiführen. Der Funktionsverlust führte zu einem massiven Rückgang der genomweiten YY1-Bindung und zu Veränderungen der Histonacetylierung. Insbesondere aus dem spezifischen Rückgang an H3K27-Acetylierung an YY1-gebundenen Enhancern schließen die Autoren auf eine bislang unbeachtete Rolle von YY1 in der Regulierung von Enhancern.
Die Ergebnisse der Studie wurden im Fachjournal American Journal of Human Genetics veröffentlicht.
Gabriele M, Vulto-van Silfhout AT, Germain PL, … de Vries BBA. YY1 Haploinsufficiency Causes an Intellectual Disability Syndrome Featuring Transcriptional and Chromatin Dysfunction. Am J Hum Genet. 2017 Jun 1;100(6):907-925. doi: 10.1016/j.ajhg.2017.05.006.