Gen(e) des Monats September: TBX15 & ADAMTS2
Eine gestörte Interaktion zwischen TBX15 und ADAMTS2 während der Embryonalentwicklung vermuten Wissenschaftler*innen als Ursache für eine bislang unbeschriebene Gesichtsschädelfehlbildung. Die Forschenden untersuchten neun Patient*innen mit einer spezifischen Fehlbildung des weichen Gaumens, die sich von der häufig auftretenden Gaumenspalte unterscheidet. Die Patient*innen wiesen eine einseitige Unterentwicklung des weichen Gaumens auf mit teilweise fehlendem Keilbein-Flügelfortsatz bei vollständig entwickeltem Gaumenzäpfchen und einige zeigten zusätzliche Dysmorphien. Exomsequenzierungen lieferten De-novo-Varianten in TBX15 und ADAMTS2 als mögliche ursächliche genetische Defekte.
Die in Human Mutation veröffentlichte Studie aus China stellt erstmals einen Zusammenhang zwischen TBX15 und ADAMTS2 während der embryonalen Gaumenentwicklung her. Wie andere Vertreter der T-Box-Genfamilie kodiert TBX15 für einen Transkriptionsfaktor mit einer charakteristischen DNA-Bindungsdomäne, der T-Box. Homozygote Loss-of-Function-Varianten im TBX15-Gen wurden als Ursache des Cousin-Syndroms beschrieben, einem Skelettfehlbildungssyndrom. ADAMTS2 gehört zur Familie der ADAMTS-Gene, die für Metalloproteasen kodieren, welche verschiedene Moleküle der extrazellulären Matrix und Kollagene spalten. Inaktivierende ADAMTS2-Varianten verursachen eine Form der Bindegewebserkrankung Ehlers-Danlos-Syndrom. Bislang war wenig bekannt über die Rolle der beiden Gene TBX15 und ADAMTS2 in der Gaumenentwicklung. Die Autor*innen der aktuellen Studie kommen zu dem Ergebnis, dass TBX15 und ADAMTS2 während der Entwicklung des weichen Gaumens kolokalisieren und TBX15 an die ADAMTS2-Promoterregion bindet und so den Signalweg aktiviert.
Zhang Y, Li J, Ji Y, Cheng Y, Fu X. Mutations in the TBX15-ADAMTS2 pathway associate with a novel soft palate dysplasia. Hum Mutat. 2022 Sep 19. doi: 10.1002/humu.24473. Epub ahead of print.